Andacht zum Monatsspruch
Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden!
Philipper 4,6
Der Bibelvers für den Monat Juli lässt mich immer wieder fragen, wie es eigentlich sein kann, dass Paulus so etwas Fröhliches im Gefängnis schreibt. Dietrich Bonhoeffer schrieb aus dem Gefängnis an seine Eltern:
„Dass es aber nun auch Euch nicht erspart bleibt, mich Weihnachten im Gefängnis zu wissen, und dass damit über die wenigen fröhlichen Stunden, die euch in dieser Zeit geblieben sind, ein Schatten fallen soll, das kann ich nur dadurch verwinden, dass ich glaube und weiß, dass Ihr nicht anders denken werdet als ich (…) Vom Christlichen her gesehen kann ein Weihnachten in der Gefängniszelle ja kein besonderes Problem sein. (…) dass Christus im Stall geboren wurde, weil er sonst keinen Raum in der Herberge fand – das begreift ein Gefangener besser als ein anderer und das ist für ihn wirklich eine frohe Botschaft, und indem er das glaubt, weiß er sich in die alle räumlichen und zeitlichen Grenzen sprengende Gemeinschaft der Christenheit hineingestellt und die Gefängnismomente verlieren ihre Bedeutung.“ (Bonhoeffer, Widerstand und Ergebung, München 1952, S. 76f)
Zwei Menschen in unterschiedlichen Jahrtausenden, die sich durch das Gefängnis nicht brechen lassen. Weil sie wissen: Das, was mich hält, das, was mein Leben wertvoll macht, das können mir die Mauern um mich herum nicht nehmen. Bonhoeffer schreibt davon, dass gerade dieses Abgeschnittensein ihn daran erinnert, dass die Gemeinschaft der Christen alle Grenzen sprengt und stellt die These auf: Die christliche Gemeinschaft fehlt uns nie. Sie ist immer da, und wenn wir davon nichts erleben, ist es trotzdem wahr. Paulus wird von der Haft nicht gebrochen, sondern macht sogar noch anderen Mut. Für ihn ist es das Bewusstsein, wir gehören miteinander zu Jesus Christus, und er ist auch jetzt nicht weit weg von uns. Vielleicht hat Paulus erwartet, dass Jesus demnächst wiederkommt. Aber auch wenn nicht: Die Erinnerung an Jesus öffnet ihm den Blick: Diese Mauern, in denen ich sitze, sind nicht das Ende.
Egal, in welchen Mauern Sie gerade sitzen, solche aus Steinen, solche aus Gedanken oder trüben Aussichten oder solche aus einer ganz schrecklichen Weltsituation: Sie sind nicht das Ende. Ich wünsche Ihnen einen zuversichtlichen Sommer und verabschiede mich damit ab 19. Juli in den Mutterschutz mit anschließender Elternzeit. So Gott will, sehen wir uns dienstlich in der österlichen Freudenzeit 2026 wieder.
Ihre Pfarrerin Maxi Gütter